Vor 20 Jahren
In ihrem Blog fragt Ocean, wie wir vor 20 Jahren den Tag des Mauerfalls erlebt haben.
Ich schicke mal voraus, dass ich im Jahre 1950 als 11-jähriger Stepke "schwarz" über die 'Grüne Grenze' allein in den Westen Deutschlands "jemacht" bin. Meine Mutter blieb zunächst in Magdeburg zurück und mein Vater wollte mich in Hamburg an einer bestimmten Stelle in Empfang nehmen. Das hat auch alles prima funktioniert. So weit die Vorgeschichte.
Am 9. November 1989 erlebten meine Frau und ich die Öffnung der Mauer und die überschwängliche Freude der Menschen aus dem Osten Deutschlands abends am Fernsehgerät. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich rief meine Mutter an und beide saßen wir heulend und schluchzend am Telefon, fast unfähig, einen vernünftigen Satz zu sprechen. "Jetzt können wir auch wieder nach Magdeburg," war unser erster freudiger Ausruf. Irgendwann wollten wir dorthin fahren, um die Straße zu besuchen, in der wir einst gewohnt hatten. Meine Mutter hat es leider nicht mehr geschafft, diese Reise zu unternehmen.

Bei mir klappte das auch erst im Jahre 2004. Meine Frau und ich ließen uns, während einer Elbe-Kreuzfahrt, die in Magdeburg begann, per Taxi in "meine" Straße fahren, in der ich einst als kleiner Junge gespielt hatte, in der ich mein erstes Stück Schokolade gegessen hatte, das mir ein amerikanischer Soldat geschenkt hatte. Später kamen dann die Russen, nachdem man Deutschland in vier Zonen aufgeteilt hatte.



Da stand ich nun vor den Haustüren in der Kolberger Straße 21 und 13 — wir waren einmal umgezogen — und ich hatte einen ganz dicken Kloß im Hals. Nur wenige Stufen trennten mich von den ehemaligen Wohnungen, in denen ich einen Teil meiner Kindheit verbracht hatte und beim Schein einer Petroleum-Funzel meine Hausaufgaben erledigte. Die Häuser hatten inzwischen einen neuen Anstrich bekommen — jedenfalls auf der einen Straßenseite — man hatte Außenbriefkästen installiert und neue Fenster eingebaut, aber die Haustüren war immer noch die gleichen.

Ob ich wohl mit der Dame links im Bild, als sie noch ein kleines Mädchen war, auf der Straße gespielt habe?
Soweit meine etwas melancholischen Gedanken, die mich in die Vergangenheit schweifen ließen und die ich untrennbar mit dem Fall der Mauer und der Grenzöffnung verbinde.
ein sehr berührender Eintrag ..
Interessant auch, daß die Türen die gleichen geblieben sind seit damals ..
Dass der 9. November 1989 für Euch ein extrem bewegender Moment war, kann ich mir nun gut vorstellen.
Viele herzliche Grüsse zu Euch :-))
Ocean
Ach schön..
P.S. Nun bleibe ich dir erhalten...versprochen.
Gruß
LG - Elke
Das tut mir leid!
Bei langen Kommentaren das Captchawort auf jeden Fall durch klicken auf "Neues Bild" wechseln und das dann eingeben, liebe Elke.
LG Jürgen
Vielen Dank für deine berührenden Erinnerungen. Unsereiner kann sich es beinahe nicht vorstellen, wie das ist, eine Grenze nicht überqueren zu dürfen um seine Verwandten und lieben Bekannten zu besuchen.
Ich konnte es damals auch fast nicht glauben und war so glücklich ist das ganze ohne Blutvergiessen abgelaufen.
Ein wenig habe ich auch eine Beziehung zum Osten Deutschlands, da mein Vater in der Nähe von Dresden aufgewachsen war, seine Mutter war Ostdeutsche und sein Vater Schweizer. Ca. 1926 als er etwa 20 Jahre alt war, ist die Familie in die Schweiz zurückgekehrt, wohl weil damals auch eine Zeit der Arbeitslosigkeit war. Und die Öffnung der Mauer erinnert mich auch daran, dass mein Vater gerade da einige Zeit danach gestorben ist.
Liebe Grüsse in deinen Sonntag
Elfe
Grüße von Kerstin aus Sachsen.