Dienstag, 10. November 2009

Vor 20 Jahren

In ihrem Blog fragt Ocean, wie wir vor 20 Jahren den Tag des Mauerfalls erlebt haben.
Ich schicke mal voraus, dass ich im Jahre 1950 als 11-jähriger Stepke "schwarz" über die 'Grüne Grenze' allein in den Westen Deutschlands "jemacht" bin. Meine Mutter blieb zunächst in Magdeburg zurück und mein Vater wollte mich in Hamburg an einer bestimmten Stelle in Empfang nehmen. Das hat auch alles prima funktioniert. So weit die Vorgeschichte.
Am 9. November 1989 erlebten meine Frau und ich die Öffnung der Mauer und die überschwängliche Freude der Menschen aus dem Osten Deutschlands abends am Fernsehgerät. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich rief meine Mutter an und beide saßen wir heulend und schluchzend am Telefon, fast unfähig, einen vernünftigen Satz zu sprechen. "Jetzt können wir auch wieder nach Magdeburg," war unser erster freudiger Ausruf. Irgendwann wollten wir dorthin fahren, um die Straße zu besuchen, in der wir einst gewohnt hatten. Meine Mutter hat es leider nicht mehr geschafft, diese Reise zu unternehmen.

picCube-Bilderhosting

Bei mir klappte das auch erst im Jahre 2004. Meine Frau und ich ließen uns, während einer Elbe-Kreuzfahrt, die in Magdeburg begann, per Taxi in "meine" Straße fahren, in der ich einst als kleiner Junge gespielt hatte, in der ich mein erstes Stück Schokolade gegessen hatte, das mir ein amerikanischer Soldat geschenkt hatte. Später kamen dann die Russen, nachdem man Deutschland in vier Zonen aufgeteilt hatte.

picCube-Bilderhosting

picCube-Bilderhosting

picCube-Bilderhosting

Da stand ich nun vor den Haustüren in der Kolberger Straße 21 und 13 — wir waren einmal umgezogen — und ich hatte einen ganz dicken Kloß im Hals. Nur wenige Stufen trennten mich von den ehemaligen Wohnungen, in denen ich einen Teil meiner Kindheit verbracht hatte und beim Schein einer Petroleum-Funzel meine Hausaufgaben erledigte. Die Häuser hatten inzwischen einen neuen Anstrich bekommen — jedenfalls auf der einen Straßenseite — man hatte Außenbriefkästen installiert und neue Fenster eingebaut, aber die Haustüren war immer noch die gleichen.

picCube-Bilderhosting
Ob ich wohl mit der Dame links im Bild, als sie noch ein kleines Mädchen war, auf der Straße gespielt habe?

Soweit meine etwas melancholischen Gedanken, die mich in die Vergangenheit schweifen ließen und die ich untrennbar mit dem Fall der Mauer und der Grenzöffnung verbinde.

Kerstin (Gast) - 10. Nov, 18:43

Ich habe es selbst bereits mehrfach erlebt, dass Gäste zu uns gekommen sind, die früher bei uns im Haus wohnten. Sie erzählen dann von ihrer Kindheit und laufen aufgeregt durchs Haus und fotografieren. "Da war das und das, da stand mein Bett, das war so und so" usw. Schön, dass Du das erleben konntest.
Grüße von Kerstin aus Sachsen.

oceanphoenix - 11. Nov, 15:18

ein sehr berührender Eintrag ..

danke dir dafür, und für deine ausführliche sehr persönliche Erzählung aus deiner Vergangenheit mit den Bilder von den Orten deiner Kindheit! es kann ja wirklich gut sein, daß die Dame im Bild früher mal eine Spielkameradin von dir war - eine faszinierende Vorstellung!

Interessant auch, daß die Türen die gleichen geblieben sind seit damals ..

Dass der 9. November 1989 für Euch ein extrem bewegender Moment war, kann ich mir nun gut vorstellen.

Viele herzliche Grüsse zu Euch :-))
Ocean

Fred (Gast) - 12. Nov, 07:43

Ach schön..

lieber Jürgen, wenn du so in den Erinnerungen gräbst, ich höre dir gerne zu..doch du hast recht, kann ich mir gut vorstellen das du einen Kloß im Hals hattest. Viele Jahre her, doch als wäre die Zeit nur ganz schnell vergangen, oder wie sagte mal jemand, ich bin nur mal um die Ecke. Danke für die Träne im Auge "nun" bei mir. Gruß, Fred

P.S. Nun bleibe ich dir erhalten...versprochen.

Gruß

Elke (Gast) - 12. Nov, 19:47

Ach je, jetzt hat mir dein Blog wieder einen riesenlangen Kommentar unterschlagen. Das ist schon ärgerlich. Irgendwie darf man hier offenbar nicht zweimal hintereinander kommentieren. Ich hätte es daran merken müssen, dass das Captchawort das Gleiche war wie oben.
LG - Elke

Jürgen (Gast) - 13. Nov, 17:35

Das tut mir leid!

Den hätte ich gern gelesen.
Bei langen Kommentaren das Captchawort auf jeden Fall durch klicken auf "Neues Bild" wechseln und das dann eingeben, liebe Elke.

LG Jürgen
Elfe (Gast) - 15. Nov, 11:37

Lieber Jürgen

Vielen Dank für deine berührenden Erinnerungen. Unsereiner kann sich es beinahe nicht vorstellen, wie das ist, eine Grenze nicht überqueren zu dürfen um seine Verwandten und lieben Bekannten zu besuchen.
Ich konnte es damals auch fast nicht glauben und war so glücklich ist das ganze ohne Blutvergiessen abgelaufen.

Ein wenig habe ich auch eine Beziehung zum Osten Deutschlands, da mein Vater in der Nähe von Dresden aufgewachsen war, seine Mutter war Ostdeutsche und sein Vater Schweizer. Ca. 1926 als er etwa 20 Jahre alt war, ist die Familie in die Schweiz zurückgekehrt, wohl weil damals auch eine Zeit der Arbeitslosigkeit war. Und die Öffnung der Mauer erinnert mich auch daran, dass mein Vater gerade da einige Zeit danach gestorben ist.

Liebe Grüsse in deinen Sonntag
Elfe

Der Stellinger

ich-FfS-500

Meine Gadgets

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Hoffentlich hilft's!
Besuch in der Arzt-Praxis unseres Vetrauens. Linker...
stellinger - 20. Okt, 14:34
84 (G) + 63 (H)
Das ist keine Rechenaufgabe für Drittklässler, sondern...
stellinger - 8. Okt, 14:32
Wenn Sie wollen, können...
Wenn Sie wollen, können Sie alternativ auch Bilder...
NeonWilderness - 22. Sep, 16:29
Vielen Dank! Früher hatte...
Vielen Dank! Früher hatte ich eine Internet-Adresse,...
stellinger - 22. Sep, 15:25
Doch, doch . . . es gibt...
Viiieeel Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen...
stellinger - 22. Sep, 15:22
Willkommen zurück! (+...
Willkommen zurück! (+ ich habe mir erlaubt, Ihr Quadrokopter-Foto...
NeonWilderness - 22. Sep, 15:00
...soll bis spätestens...
...soll bis spätestens Juni aber vorbei sein 😉
Lo - 22. Feb, 23:07
Nicht nur, . . .
. . . dass ein Sturm nach dem anderen uns schockt,...
stellinger - 21. Feb, 15:31

Suche

 

Credits