Montag, 25. Oktober 2010

Minderheiten in Deutschland

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Als wir uns vor gut zwei Wochen in Sachsen aufhielten, fielen mir die zweisprachigen Orts- und manchmal auch Straßenschilder auf. Unsere Gastgeber klärten mich auf, daß es sich dabei um die sorbische Übersetzung handelte. In diesem Teil Deutschlands ist ein slawisches Volk beheimatet. Es sind deutsche Staatsbürger, deren Muttersprache Sorbisch ist. Sie gehört der Familie der slawischen Sprachen an. Sorbisch wird neben der deutschen Sprache gesprochen und an über 50 Schulen in Sachsen und Brandenburg gelehrt.
Wer sind die Sorben? Die Sorben sind ein westslawisches Volk in der Lausitz. Nach der Sprache unterscheidet man Obersorben und Niedersorben (auch Wenden genannt). Die kulturellen Zentren sind Bautzen bzw. Cottbus. Einst siedelten die Vorfahren der heutigen Sorben, im Verlaufe der großen Völkerwanderung in den Jahren 600-900 n.Chr., in den Gebieten Elbe und Oder, bzw. Ostsee und Erzgebirge. Von dem kulturellen Reichtum zeugen u.a. die Stadte- und Ortsnamen in der Region. Zum Beispiel ist Dresden, der Name der Landeshauptstadt von Sachsen, vom altsorbischen Wort Dreždany (Sumpf- oder Auwaldbewohner) abgeleitet. Seit dem die Sorben im 10. Jahrhundert ihre Eigenständigkeit verloren haben, wurden sie mehr und mehr unterdrückt. Durch die wachsende Dominanz der deutschen Kultur und Sprache führte und führt immer mehr zum Verlust der Sorbischen Sprache und Kultur. Wie viele Sorben es noch gibt, kann niemand genau sagen. Man rechnet, daß es noch 20.000 aktiv sprechende Sorben gibt bzw. 60.000, die sagen "JA, ich bin Sorbe".
Sorbisch zählt inzwischen zu den am meisten bedrohten Sprachen, da viele Eltern ihre Sprache nicht an ihre Kinder weitergegeben. Diese Entwicklung wird mit großer Sorge verfolgt. In Zeiten, in denen Schulen geschlossen werden und kein Geld für Sorbisch-Sprachkurse und AGs in Schulen vorhanden ist, wird es mehr und mehr zum Kampf um jeden Millimeter. Die sorbische Sprache ist der entscheidende Identifikations-Faktor für die Menschen im sorbischen Siedlungsgebiet, außerdem die gelebten Bräuche und die Kultur. Für Sorben, die der Arbeit wegen in die Fremde ziehen, wird die Sprache umso wichtiger.
(Quelle: sorben.org)

Wer sich dafür interessiert, hier eine sorbische Volkstanzgruppe: http://www.youtube.com/watch?v=KfOwXL0JlgE&feature=related

Träumerle Kerstin (Gast) - 25. Okt, 07:55

Lieber Jürgen, die Sorben haben Dir wohl keine Ruhe gelassen? So präzise hätte ich Dir das gar nicht erklären können, fein recherchiert.
Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart,
liebe Grüße von Kerstin.

Katinka (Gast) - 25. Okt, 10:22

Hallo Jürgen,
das ist ja interessant!
Danke für die vielen Infos!

Ich habe solche Schilder noch nie gesehen.

Einen schönen Wochenstart wünsche ich Dir, liebe Grüße
Katinka

widder49 - 25. Okt, 11:24

Ein Völkchen

für sich. :-)
In meiner Heimat Niedersachsen gibt es ebenfalls zweisprachige Straßenschilder, denn da leben die Saterfriesen, die auch eine eigene Sprache sprechen.



Gruß von Gisela

Irmgard (Gast) - 25. Okt, 15:27

Lieber Jürgen,
das ist ja interessant, dass Du das Thema auch verfolgst - gerade über die Sorben habe ich erst vor einiger Zeit recherchiert, um Näheres zu erfahren. Ich hatte ja schon einiges von ihnen gehört, aber bei Wikipedia habe ich dann auch einiges erfahren.
Ich denke, es ist ein allgemeines Problem für diese Gruppen, dass die jungen Leute eher dem allgemeinen Mainstream folgen, als sich den Traditionen zu widmen.
Zu Deinen Bildern vom Weihnachtskaktus kann ich in den nächsten Tagen auch eines beisteuern: Einer steht auch schon in voller Blüte, die anderen haben schon Knospen. Vielleicht blüht er ja Weihnachten noch mal ;-)
Hab eine schöne Herbstwoche, wünscht Dir Irmgard :-)

P. S. Ich hab jetzt übrigens einen neuen Blog, bei blogspot.com - oben anzuklicken. Der myblog-Blog liegt auf Eis, wegen der vielen Schwierigkeiten, die die Spams verursachen.

Ocean (Gast) - 25. Okt, 19:26

Guten Abend, lieber Jürgen :)

.. das ist sehr interessant - hab Dank für diese Infos! das wußte ich nicht so genau..hatte nur schon gelesen, daß es diese Volksgruppe gibt. Da kann man nur hoffen, daß es gelingt, diese Sprache und die Kultur auch weiterhin zu bewahren. Toll, daß es sogar auf den Straßenschildern zum Ausdruck kommt!

Liebe Abendgrüße zu Euch beiden aus dem Schwobaländle :) :)

Ocean

Elke (Gast) - 26. Okt, 17:55

Über die Sorben habe ich auch zum ersten Mal etwas gehört als wir nach der Wende die neuen Bundesländer besucht haben. Inzwischen gab es ab und an mal was über die Sorben im Fernsehn. Man kann das natürlich aus verschiedenen Perspektiven sehen. In einer Zeit, in der wir nach einem vereinten Europa streben (angeblich), könnte man behaupten, dass es so schlimm auch nicht ist, wenn eine alte Sprache ausstirbt, vor allem wenn die jungen Leute gar keine Sorben mehr sein wollen. Andererseits sieht man ja an vielen Ecken in Europa, dass immer dann dieses spezielle Bewußtsein für die eigene Abstammung wieder aufkommt, wenn es zu spät scheint (Basken, Waliser, Flamen etc.) - ach ja, die Bayern nicht zu vergessen ;-)
Lieben Gruß
Elke

Der Brotbaecker (Gast) - 26. Okt, 22:41

Was soll werden?

Was soll werden mit Minderheiten und deren eigener kultureller Vielfalt? Wer soll denn das Leben, wenn es im Lande keine Arbeit für die Jungen gibt und sie in die Fremde gehen müssen? Nicht auf Wanderschaft um Erfahrungen zu sammeln, sondern überwiegend für immer?
Auch Sorben leiden darunter!

Karl-Heinz (Gast) - 26. Okt, 23:52

Sorben

Mein Großvater hatte mir schon - es war wohl anfang der 40iger Jahre - von der Volkgruppe der Sorben erzählt. Das war also noch zu einer Zeit als ich in Schlesien lebte.
Die Frage war wohl aufgekommen, wer die Sorben sind.
Interessanter Beitrag, Jürgen, danke.

julijan nyča (Gast) - 2. Nov, 09:26

"Sorbisch zählt inzwischen zu den am meisten bedrohten Sprachen, da viele Eltern ihre Sprache nicht an ihre Kinder weitergegeben." - Das kann man so pauschal m.E. nicht sagen. In der Oberlausitz ist es so, dass der größte Teil jener, die sich heute (nach der ganzen Germanisierung der letzten Jahrhunderte, besonders der letzten beiden) noch als Sorben sehen, auch überzeugt davon ist und die Sprache sehr wohl an die Kinder weitergibt. In der Niederlausitz sieht es diesbezüglich deutlich schlechter aus, da es kein geschlossenes Mehrheitssprachgebiet gibt. Zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda ist das jedoch der Fall. Dort gibt es 30 bis 40 Dörfer, in denen Sorbisch Mehrheits- und Alltagssprache ist. Und das wird sich dort auch nicht so schnell ändern. Übrigens sind sorbisch-katholische Familien (also der harte Kern) deutlich kinderreicher als die deutsche Durchschnittsfamilie.

Postrow (Gruß),
j.

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